Fährt man auf der Hauptstrasse von Laachen Richtung Nollen, kommt man zuerst an der Unteren Leutenegg vorbei, bevor sich nach Überwindung eines giftigen Anstiegs das Dörfchen Leutenegg ankündigt.
Fährt man auf der Hauptstrasse von Laachen Richtung Nollen, kommt man zuerst an der Unteren Leutenegg vorbei, bevor sich nach Überwindung eines giftigen Anstiegs das Dörfchen Leutenegg ankündigt. Die Strassen sind gesäumt von gestandenen Bauernhöfen und Wohnhäusern neueren Datums, welche sich harmonisch ins Dorfbild einreihen. Die Sonnenseiten dieser Gebäude suchen alle den herrlichen Ausblick auf das Säntismassiv. Vorgärten veranlassen zum Innehalten. Man bekommt den Eindruck, dass gewisse Blumenstauden seit Generationen umsorgt und gepflegt werden. Die Häuser, die ursprünglich das Dorfzentrum gebildet haben sollen, seien einem Brand zum Opfer gefallen. Die noch bestehenden Bauernhäuser dürften zum Teil ein beachtliches Alter auf dem Buckel haben. Dafür sprächen die Balken aus Föhrenholz, auf die man bei Umbauten stosse, denn die Föhre sei hier in vergangenen Jahrhunderten heimisch gewesen.

Im letzten Jahrhundert noch gehörte in fast jeder Bauernstube eine Stickereieinrichtung, welche das nötige Zusatzeinkommen sicherte. Der Spruch "Flüched ihr Puure, d'Herre Sticker chömed!" kündigte aber bald einmal die bevorstehende Wende zur vollmechanisierten Stickerei an. Die Maschinen wurden in eigens dafür errichteten Fabrikationsgebäuden untergebracht. Dies bedeutete für die Bauern den Verlust des gerngesehenen Zusatzverdienstes. Die jungen Mädchen sollten fürderhin ihre Arbeit und die eher bescheidenen Verdienste in diesen Fabriken finden.

Das Versorgen der Haushalte mit Trinkwasser beschäftigte auch hier die Bevölkerung. In verschiedenen Zisternenbrunnen wurde das Wasser allenthalben gesammelt und mittels Handpumpen oder Kesseln zutage gefördert. Im Jahre 1902 wurden die Haushalte an die Wasserversorgung angeschlossen. Das "alte Reservoir" ist noch heute oberhalb des Dörfchens hinter schattenspendenden Stauden zu finden und dient der Feuerwehr als Notwasser. Der teschnische Fortschritt in der Leutenegg machte sich in jenen Jahren mehr und mehr bemerkbar. Am 1. August 1914 – just am Tage, als der 1. Weltkrieg ausbrach – sollte das erste elektrische Licht die Leutenegger Stuben erhellen.

Auch eine eigene Primarschule gehörte einst zum Dorf. Kein geringerer als der spätere Seminardirektor von Kreuzlingen, Johann Jakob Wehrli, soll hier seine ersten Sporen im Schuldienst abverdient haben. Später mussten die Leutenegger Schülerinnen und Schüler ihre Schulstunden in Gabris absitzen. Als Entschädigung mussten sie in den kalten Wintermonaten das Holz für den Ofen mitbringen. Spätere Schülergenerationen besuchten den Unterricht in Hosenruck, bevor dann schliesslich das Zentralschulhaus in Wuppenau errichtet wurde, in dem sich die heutigen Zöglinge aus Leutenegg heimisch fühlen. Anlaufstelle für die grösseren Schüler war sets die Sekundarschule in Schönholzerswilen.
Bis in die jüngste Vergangenheit brachten die Bauern ihre Milch in die dorfeigene Käserei, die sich mit den zugehörigen Stallungen dorfausgangs Richtung Heiligkreuz zu befindet. Heute wird die Milch in der Käserei Gabris zu feinem Appenzellerkäse verarbeitet.
Leutenegg
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