Schönholzerswilen
Wer sich Schönholzerswilen von Süden nähert, wird von einer grosszügigen, architektonisch sehr ansprechenden und einheitlichen Schulanlage warm und aufmerksam empfangen. Die drei verschiedenen Baukörper Turnhalle, altes Primarschulhaus und die frühere Sekundarschule umschliessen einen Innenhof, welcher sich gegen Westen zur Sportanlage hin und auf das neue Oberstufenschulgebäude weitet und öffnet. Sowohl funktional als auch in ihrer Masse stehen die vier Gebäude in gelöster Spannung nebeneinander und heissen Schüler, Lehrer und Eltern stets willkommen. Worauf die Primar- und Oberstufenschulgemeinde Schönholzerswilen und ihre Behörden heute zurecht stolz sein können, hat allerdings in seinen Anfängen quälende Momente durchleben müssen.
Bis 1831 blieb das Volksschulwesen weitgehende konfessionellen Behörden überlassen, die Ausbildung der Lehrer war mangelhaft, Auswendiglernen war Trumpf, Rechnen wurde nicht gelehrt. § 20 der neuen Verfassung von 1831 brachte dann den Durchbruch. Er lautete: "Die Sorge für die Vervollkommnung des öffentlichen Unterrichts ist Pflicht des Staats." Das Schulgesetz von 1833 organisierte das Elementarschulwesen und sah auch schon Sekundarschulen vor. Die Schulpflicht erstreckte sich damals vom 5. bis zum 11. Lebensjahr als Alltagsschule und umfasste 32 Wochen pro Jahr; daran schloss sich bis zum 15 Lebensjahr während einem Tag pro Woche die Repetierschule an. Die Schulgesetze der Jahre 1853, 1875, 1964 und 1978 brachten schrittweise die Erhöhung der obligatorischen Schulpflicht bis zum derzeitigen Stand von neuen obligatorischen Schuljahren und einem freiwilligen zehnten. Dass die Entwicklung und die Qualität der einzelnen Schulen recht langsam und unterschiedlich stark hinter den gesetzlichen Vorgaben zurück blieben, entnehmen wir etwa einem Bericht des Regierungsrates von 1865, der sich so anhört: "Die Schullokalien sind fast überall in Ordnung, einzig in Schönholzerswilen ist das bisherige Lokal völlig ungenügend; das Inspektorat nennt dasselbe ein eigentliches Diogenes-Fass." Bei diesem Diogenes-Fass handelte es sich um das Parterre des heutigen Lehrerwohnhauses. 25 Schüler wurden darin unterrichtet. Unter Bussandrohung wurde die Schulbehörde vom Regierungsrat aufgefordert, nach besserem Schulraum Ausschau zu halten. Aber erst 1873 konnte das neue Gebäude – heute sind darin die Handarbeits- und Hauwirtschaftsräumlichkeiten und Wohnungen untergebracht – "unter dem imposanten Geläute aller Glocken", wie der damalige Sekundarlehrer J. Früh im Schultagebuch notierte, bezogen werden.
27'000 Franken hatte es gekostet; 1891 schon war es abbezahlt. Eine stetig wachsende Schülerzahl brachte ab 1950 neu räumliche Engpässe, so dass 1961 mit grossem Mehr die Bürger der Primarschulgemeinde Schönholzerswilen den Neubau eines Sekundarschulhauses für 890'000 Franken beschlossen, der dann allerdings 1965 teuerungsbedingt mit 987'000 Franken abgerechnet werden musste. Rudolf Schümperli, der als Bürger von Schönholzerswilen von 1928 bis 1931 in seinem Heimatort als Sekundarlehrer wirkte und später zum Regierungsrat gewählt worden war, hat als zuständiger Departementschef zur Einweihung dieses Schulhauses im Jahre 1963 die Asphaltierung der Zufahrtsstrassen nach Schönholzerswilen angeordnet und dadurch der Bevölkerung zum Schulfest auch die Freude an staubfreien Strassen beschert. Weil im selben Zeitraum in Neukirch a.d. Thur ein Realschulhaus erstellt wurde, blieben die beiden Oberstufentypen bis 1995 räumlich getrennt.
Per 1.1.1991 ist die Oberstufengemeinde Schönholzerswilen, welche die Primarschulgemeinden Buhwil-Neukirch, Mettlen, Schönholzerswilen und Wuppenau umfasste, organisiert und funktionstüchtig gemacht worden. Sie ist Besitzerin des neuen Oberstufenschulhauses, welches im Sommer 1995 von Real- und Sekundarschülern gemeinsam bezogen werden konnte und worin im Rahmen eines Schulversuches die ganze Oberstufenschülerschaft in Niveau- und Jahrgangsklassen gemeinsam unterrichtet wird.
Das Dorf
Die Errungenschaften der Technik haben also auch das Leben in Schönholzerswilen verändert. Mit Bahn und Autos lassen sich grosse Distanzen schnell und mühelos überwinden. An der Schwelle zum dritten Jahrtausend werden die Ozeane nicht mehr bloss im Schiff, sondern im Flugzeug überquert. Für vermehrten Schutz der Umwelt sind mit der Abwasserreinigung und der Kehrichtentsorgung die notwendigen Vorkehrungen getroffen worden. Längst hat auch hierzulande das Computerzeitalter begonnen und es schreitet immer weiter voran.
Daneben prägen aber die beiden Gotteshäuser, die – zusammen mit dem evangelischen Pfarrhaus – als Baudenkmäler von nationaler Bedeutung eingestuft sind, ebenso das Dorfbild wie die Bauten der Bauern. Ihre Zahl hat sich infolge Mechanisierung und Automatisierung immer weiter reduziert; denn die einstige Selbstversorgung ist längst der Marktwirtschaft gewichen.
Zwar bilden ein Neubau, worin sich Dienstleistungszweige wie Bank, Post und Laden befinden, und das Gemeindehaus zusammen mit dem Riegelbau der Familie Rüegger ein Dorfzentrum, doch fehlt der Platz zum Verweilen, weil sowohl in nord-südlicher als auch in ost-westlicher Richtung die Strassen sich trennend dazwischen legen. Eine grössere Bautätigkeit und somit Zuzug von Leuten aus anderen Gegenden blieb bis 1980 weitgehend aus. Dann wurde im Klingen in rascher Frist eine ganze Parzelle überbaut. Die gemeinderätliche Siedlungspolitik zeitigte einige Erfolge, und es liessen sich doch etliche Neuzuzüger in Schönholzerswilen nieder. Kleiner Gewerbebetriebe mit Zuschnitt auf die Bedürfnisse der dörflichen Bevölkerung – Bäckerei, Metzgerei, Sattlerei und Wagnerei – sind in den siebziger und achtziger Jahren stillgelegt worden. Selbst die Landi hat sich aus dem Bauerndorf Schönholzerswilen verabschiedet und ist – fusioniert zur Landi am Nollen – nun in Neukirch an der Thur untergebracht. An ihrer Stelle haben sich einige neue Betriebe wie ein Autospritzwerk, ein Spenglerei- und Solartechnikbetrieb und ein Designgeschäft, die auf einen breiteren Kundenkreis bauen, angesiedelt und suchen erfolgreich im wachsenden Konkurrenzkampf zu bestehen.
Sollte sich das Rad der Geschichte wirklich immer schneller drehen, der Fortschritt immer rascher erfolgen, so müht sich die Bevölkerung von Schönholzerswilen auf jeden Fall Schritt zu halten, ohne ihre Wurzeln zu beschädigen.
Woher stammen "die Zieglers" in Schönholzerswilen?
Der Familienname Ziegler war in Hagenwil stark vertreten. 1820 gab es in Hagenwil sechs und 1850 sogar sieben Familien mit dem Namen Ziegler. Aus Westen kommend, hatte z.B. 1565 ein gewisser Ambrosi Ziegler einen grossen Hof von ca. 85 Jucharten vom Abt von St.Gallen in der Obermörenau als Lehen übernommen. Wie damals noch üblich, zogen diese Familien weiter und kamen über Untermörenau, Welfensberg und Hagenwil weiter nach Leutenegg, Laachen, Schönholzerswilen und Buhwil. Ähnlich siedelten sich andere Familien aus Westen kommend, in Schönholzerswilen an. Im Jahre 1953 bekleidete dann mit Hans Ziegler, Leutenegg, erstmals ein anderes Geschlecht – neben Böhi und Schweizer – das Gemeindeammannamt, das seit 1803 in Schönholzerswilen eingerichtet war.